08 November 2014

Review: Ein Urlaub mit Hindernissen Teil 1

Samstag, 28.08.2014. Vor wenigen Minuten bin ich aufgewacht. Neben mir auf der Liegefläche unseres Campingbusses das Fräulein in bester Stimmung, lauthals singend.  Ein Blick nach vorne in den Rückspiegel zeigt Herrn W.s konzentriertes Augenpaar, das unbeirrt auf der Autobahn heftet. Ein flüchtiger Blick nach draußen durch die selbstgemachten Ikea Baumvorhänge zeigt nebelverhangene kroatische Wälder. "Bald sind wir da!" mein erster Gedanke zaubert mir ein breits Grinsen auf meine Lippen. Sich abends kurz nach der Abfahrt Richtung Süden in den hintersten Teil auf das Matzratzenlager zu verfrachten und den Großteil der Anfahrtsreise zu verpennen, hat definiv was! Vorausgesetzt man verfügt über einen unermüdlichen Chauffeur und man ist nicht durch unsanftes Gerüttel und dröhnenden Motor (unser Bus zählt sich mittlerweile zu den Oldtimern unter den VW Bussen) wach zu kriegen. Wir sind auf diesem Gebiet sozusagen Routinierts und nichts kann uns mehr erschüttern- dachten wir zumindest noch am Anfang unserer Reise.
Mit müden Augen setze ich mich auf den Beifahrersitz und erblicke schlaftrunken einen großen Fellhügel inmitten des Mittelstreifens. "Was ist denn das?" wundernd betrachte ich den Pannendienst, der sich den Weg durch die Leitplanken bahnt und vor dem zusammenkauernden pelzigen Etwas stehen bleibt. Als wir vorüberfahren sehe ich, dass sich zu meinem Entsetzen ein grauweißer Wolf wohl auf die Fahrbahn verirrt hatte und nun das Zeitliche segnet. Slowenien und die großteils unberührten Wälder, das könnte passen! Aber ein Wolf auf der Autobahn? Der Urlaub fängt ja schon mal spannend an!



Einige Stunden später überqueren wir die größte Brücke, die Kroatiens Festland mit der Insel Krk verbindet, und das Fräulein kommt aus dem Staunen nicht raus. Eine steile Felswand mündet in das tiefblaue Meer. "Endlich wieder am Meer!", so der einstimmige Tenor. Wir können es kaum erwarten, unseren Zielort, Baska, zu erreichen und nach einem langen Jahr und dem verregneten Sommermonaten ein ausgiebiges Wellenband zu genießen.
Als geborener Wassermann  mache ich meinem Sternzeichen alle Ehre und infiziere das Fräulein mit meiner Liebe zum Meer.
Gefühlte 10 Minuten Autofahrt liegen noch vor uns. Wir fahren ein leichtes Gefälle inmitten der Pampa hinab, als plötzlich ein schnalzendes Geräusch die gemächliche Fahrt samt seiner Insassen irritiert.
"Was war das?!" Das Fräulein sieht mich fragend an. Herr W., währenddessen in verräterisches Schweigen verfallen, lenkt ungestört den Bus und tut so, als würde ihn nichts und niemanden beirren. Starkes Ruckeln, auslaufen, Stillstand. Aus.
Nun stehen wir da. Zunächst regungslos, dann fragend. "Was kann das wohl sein? Ob der Bus nun nicht mehr fahrtüchtig ist. Aber nein, wir wollen doch nicht gleich vom Schlimmsten ausgehen, nicht wahr?"
Der Pannendienst war schnell gerufen, umso länger warteten wir auf sein Eintreffen. Nämlich exakt 2 Stunden. In glühender Mittagssonne umgeben von kroatischer Vegetation.




Nach einer gefühlten Ewigkeit trudelt der Automechaniker der lokalen Pannenhilfe ein. In gebrochenem Englisch macht er uns klar, dass das Auto aufgrund eines Motorschadens fahruntüchtig sei. Und das, obwohl unsere Urlaubsdestination nur wenige Autominuten entfernt liegt. Alle Stricke reißen lassen oder doch hier bleiben? Komme was wolle, wir werden hier bleiben, der Entschluss, oder besser gesagt, meiner, stand fest, ohne sich langwierig Gedanken darüber zu machen. Wäre doch viel zu schade, wenn wir unsere Pläne über Bord werfen würden, nur wegen so einer Autopanne.


Nun gut, gut Ding braucht bekanntlich ja Weile. Unsere Aktion beruht zwar auf einer krisenbehafteten Ho-ruck-Aktion, aber noch ehe wir realisieren, was hier konkret passiert, sitzen wir schon in der Kabine des Abschleppers, während Herr W. ohne Punkt und Komma mit dem österreichischen ÖAMTC telefoniert, um zukünftige Aktionen und eine logisch konkrete Vorgehensweise zu planen, in Anbetracht dessen, dass wir nun auto - und beinahe hoffnungs,-los sind. Aber nur beinahe.
Im Handumdrehen werden wir an dem Campingplatz nach Wunsch abgesetzt. Im Schlepptau der fahruntaugliche Bus samt Gepäck für die nächsten 2 Wochen. Groll steigt in mit hoch, als ich realisiere, dass aus dem geplanten Inselhüpfen wohl nichts werden würde. Wie und wo wir die nächsten Wochen verbringen würde, sei ein Rätsel, das es in den nächsten Stunden zu lösen gab.


Nun stehen wir also da, auf unserem Campingplatz. Umringt von Schaulustigen der fortgeschritteneren Generation, die dem Schauspiel gespannt zusehen, wobei der eine oder andere zur Frage durchringt, was denn passiert sei. "Wir hatten eine Panne", so wir im O-Ton, während uns die Paparazzi mitleidsvoll ihr Beileid aussprechen.




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