"Mamaaaa, morgen das Christkind kommt!", sagt mir ein freudestrahlender Goldjunge mit einem breiten Grinser auf seinen Lippen, wohl wissend, dass er damit seine Vorfreude auf DAS große Fest des Jahres ausdrückt. Ein Satz, den ich schon seit November laufend vernehme, und es auch schon mal vorkommen kann, dass der Nikolaus mit dem Weihnachtsmann verwechselt wird, und ja eigentlich der Weihnachtsmann der Nikolaus ist, weil wir die Tradition des Christkindes fortsetzen.
Weihnachten wird von den Kindern schon lange herbeigesehnt, Weihnachtslieder werden gesungen, allen voran wird der unschlagbare Favorit "Oh Tannenbaum" angestimmt, und manchmal ertappe ich auch den Goldjungen dabei, dass er über den Weihnachtsbaum philosophiert (welcher übrigens im Hause titantina still und heimlich erst am Heiligen Abend aufgeputzt wird). Während die Kinder sich in den letzten Tagen vor Weihnachten wünschen, diese würden so schnell wie möglich vergehen, ist mir vor allem eines wichtig: Weihnachten zu entschleunigen.
Review
Weihnachten ohne Kinder, wie war das noch mal? Wenn ich an Weihnachten vor etwa 10 Jahren zurückdenke, dann werden Erinnerungen an ein Fest wach, welches zwar auch ein sehr traditionell angehauchtes Highlight des Jahre war, weil es eine Zusammenkunft der Familie bedeutete, jedoch lag ihm ein bedeutend anderer Charme zugrunde. Traditionen wurden generationsübergreifend hochgelebt, man sang Weihnachtslieder vor dem von Kerzen beleuchteten Weihnachtsbaum (Natur wohlgemerkt und echte Kerzen) und es roch nach Orangen, Zimt und Weihnachtsbäckerei. Gefeiert wurde in einem hauptsächlich für das Weihnachtsfest arrangierten und extra dafür liebevoll dekorierten Haustrakt, um der Größe der Familie zu entsprechen.
Wir waren uns nicht ganz einig: war die Bescherung an sich das Highlight der Feier, das festliche Essen im Anschluss oder gar das Beisammensein mit den Lieben? Ich würde sagen: die Kombination der Traditionen, das gemeinsame Feiern und der urtypische Charme, dem das Fest der Freude zugrundeliegt, machten das Weihnachten zu dem Weihnachten, wie ich es aus Kindheitsjahren in Erinnerung habe.
Heute präsentiert sich "unser" Weihnachten in einem etwas anderen Kontext, auch wenn es fragmentarisch an das Weihnachten "von früher" erinnert.
Denn die Traditionen, die uns während der Kinderjahre begleiteten, werden aufrechterhalten, denn sie sind Teil unserer eigenen Kindheit, auch wenn sie für "unser kleines Weihnachten" , wie ich es bezeichnen würde, im Kreise der Kinder, etwas abgewandelt wurden. Wir haben für uns die Entscheidung getroffen: Wir feiern seit Jahren den Heiligen Abend in kleinstem Kreise, sprich, gemeinsam mit den 3 Kindern bei uns zu Hause.
Slow Christmas
Es jährt sich dieses Mal zum 6.Mal, dass wir dem urbanen Flair den Rücken kehrten und unser ländlich geprägtes "Slow Life" genießen. Abseits des Rummels, des hektischen Treibens der Ballungszentren habe ich erfahren, dass es möglich ist, sich trotz der Geschäftigkeit und des Konsums, der in der Vorweihnachtszeit ganz groß geschrieben wird, zu besinnen und einen Gang zurückzuschalten. Als ich vergangenes Wochenende eines Termins wegen einen Fuß in ein Einkaufszentrum setze und somit in eine Welt, die mir inzwischen aufgrund des ruhigen naturverbundenen Landlebens schon zugegebenermaßen absonderlich anmutete, da es all meine Reize überanspruchte, wurde mir wieder ins Bewusstsein gerufen: das ist nicht meine Welt! Hätte ich die Möglichkeit gehabt, dann hätte ich kurzerhand wieder kehrt gemacht, zumal ich im Vorfeld bewusst Abstand von diesen stressigen Situationen nehmen wollte. die sich in einem Einkaufszentrum kurz vor Weihnachten zwangsweise ergeben.
Voller Erwartungen
Bei Weihnachten ist es so wie mit allen anderen Festlichkeiten und Höhepunkten in unserem Leben, bei denen sich im Vorfeld konkrete Wunschvorstellungen in unseren Köpfen festgesetzt haben. Wie oft eifern wir einem Ideal, welches den riskanten Beigeschmack der Perfektion besitzt, hinterher, und vergessen dabei auf diesen Funken Freiheit und Flexibilität, den unverhofften Moment, der eine entspannte Atmosphäre erst möglich macht. Mit diesen konkreten Vorstellungen darüber, wie unser Fest auszusehen hat, nageln wir uns allzu oft fest und werden uns vielleicht erst im Nachhinein bewusst, dass eine Idealvorstellung den Perfektionismus in uns entfacht hat, der so manches Opfer mit sich bringen kann. Ein liebevoll bis ins Detail weihnachtlich dekoriertes Haus, der letzte Schliff noch ehe die Kinder das Zimmer zur Bescherung füllen, all das verlangt uns jede Menge an Vorarbeit und organisatorisches Talent ab, uns das oft erst wenige Tage oder sogar Stunden vor dem eigentlichen Fest. Aber nicht nur das, was uns umgibt, kann uns ganz schön unter Druck setzen, sondern auch das, was in uns schlummert. Der Anspruch, es allen recht zu machen, um einen harmonischen Ablauf zu garantieren und Kinderaugen zum Leuchten zu bringen, für ein friedvolles Beisammensein und der Zufriedenheit aller. Doch nicht selten endet so manch herbeigesehntes Fest in einem von Emotionen gebeutelten Desaster, konfliktbehafteten Momenten, und zwar genau dann, wenn wir es am wenigsten erwartet hätten. Weihnachtsfriede adé, deeskalierende Maßnahmen willkommen!
Mein individueller Mittelweg
Glanz, Glitter und Weihnachtskugeln. Lametta, Stumpenkerzen, weiße Häuschen aus Keramik, und Lichterketten. Ein Sammelsurium an bunten Dekoobjekten, die mir in allzu geballtem Auftreten in unserem ohnehin bunten Alltag schnell einmal zu viel werden. Ich mag es, das Haus weihnachtlich zu dekorieren, jedoch ist mein Dekoeifer dieses Jahr ein wenig auf der Strecke geblieben. Minimalismus hat sich im Hause titantina in Punkto Weihnachtsdekoration breit gemacht, und der Fokus liegt ganz klar auf einfachen, natürlichen Materialien. Fichtenzweige aus dem Garten, verschiedene Nüsse in der Weihnachtsschale, einige wenige Weihnachtskugeln, die von der Leuchte baumeln, nicht zu vergessen, der schlichte Birkenstamm in der Ecke, der auch ganz ohne Deko auskommt, und im Zentrum des Geschehens die vielen Basteleien der Kinder aus Schule und Kindergarten, die sogar dem selbstgebastelten Adventkranz die Show stehlen.
Der penible Weihnachtsputz wurde mangels zeitlicher Ressourcen auf nächstes Jahr verschoben, und eigentlich, ja eigentlich wäre noch jede Menge zu tun bis zum Endspurt. Nichtsdestotrotz habe ich für mich eine Entscheidung gefällt, der Hektik und dem Stress in der Vorweihnachtszeit den Rücken zu kehren, und mich stattdessen ganz bewusst für eine Reduktion all dessen, was Gefahr birgt, unnötigen Stress aufkommen zu lassen, entschieden. Und auch wenn das Fest in kleinstem Kreise weder stylisch noch pompös, noch durchgeplant sein wird, in den Augen der Kinder wird es ein unvergessliches Fest trotz seiner Einfachheit, unser Familienfest.
Ich wünsche Euch allen ein wundervolles Weihnachten fernab von Stress und Hektik, im Kreise eurer Lieben und ein neues Jahr mit vielen unvergesslichen schönen Momenten, Gesundheit und Zufriedenheit!
Schön, dass ihr mich dieses Jahr hier auf dem Blog begleitet habt, und ich hoffe, ihr seid auch im kommenden Jahr gerne hier.
Eure Tina
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